In fast allen Grimmschen Märchen stirbt die gute Mutter am Beginn oder ist einfach
nicht da. Die gute Mutter steht dabei nicht für eine konkrete Person, sondern für ein
ganzes System. Sie steht stellvertretend für das matriarchal-egalitäre Zeitalter, in dem
wir Menschen – jedenfalls in Mitteleuropa – bis vor 2.500 Jahren gelebt haben.
Gekommen ist die böse Stiefmutter, die stellvertretend für das patriarchal-hierarchische,
kapitalistische Zeitalter steht. Märchen erzählen Geschichten der Verwandlung:
- Im Froschkönig werden „männliche“ und „weibliche“ Energien von ihrer Blockade
(Verwünschung) befreit, sodass am Ende auch die „eisernen Bande“ vom Herzen
des guten Heinrich abfallen können. - Die Gänsemagd wird von einer Königstochter zu einer Dienstmagd degradiert. In
dieser Krise entdeckt sie die Kräfte in sich selbst und in der Natur. Dadurch wird ihre
königliche Natur erkannt und sie kann Hochzeit feiern. - Im Schneewittchen begegnen wir dem Thema der Konkurrenz, das viele Lebensbereiche
wahrlich vergiftet hat. Gerettet wird Schneewittchen von einem Königssohn,
der seine Gefühle zeigt und seine Liebe bekennt. - Im Aschenputtel kommt eine junge, gedemütigte Frau – mit Unterstützung der Ahnen
– zu ungeahnten Kräften. So verwandelt tritt sie in Resonanz mit dem Königssohn,
der nur noch mit ihr tanzen will.
Märchenerzählungen weisen einen Weg, wie die höchst notwendige, grundlegende Verwandlung
unserer Gesellschaft gelingen kann.